Haeckel, Sohn eines preußischen Regierungsrats, studierte zunächst Medizin in Berlin und Würzburg und wandte sich dann der Zoologie zu. Von 1862 bis zu seinem Tod war er Professor für vergleichende Anatomie und Zoologie in Jena. Haeckel war ein leidenschaftlicher Verfechter der Darwinschen Abstammungslehre. Er zeichnete in seinem Hauptwerk "Generelle Morphologie der Organismen" (1866) die ersten Stammbäume des Reiches der Organismen und entwickelte eine Theorie der Entstehung des Lebens aus anorganischen Stoffen (Autogenie). Er begründete die Phylogenie (Lehre von der biotischen Stammesentwicklung), formulierte das sogenannte biogenetische Grundgesetz, wonach die Entwicklung der Individuen (Ontogenese) die der Gattung (Phylogenese) modifiziert wiederholt. Haeckel prägte zum erstenmal den Begriff "Ökologie". Mit gemeinverständlichen und erfolgreichen Büchern wie "Natürliche Schöpfungsgeschichte" (1868) und "Die Welträtsel" (1899) förderte er die Verbreitung und Popularisierung des Entwicklungsgedankens. Mit der Begründung des Monismus, der philosophischen Lehre vom einheitlichen Prinzip allen Seins und Werdens, strebte er eine Weltanschauung auf der Grundlage der darwinistischen Entwicklungslehre an. Durch die Erkenntnisse der Genetik und Entwicklungsphysiologie nach 1900, denen er seine Auffassungen nicht anpaßte, waren viele seiner Theorien überholt.