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Der Tiergarten erstreckt sich vom Brandenburger Tor bis zum S-Bahnhof Tiergarten, begrenzt durch die John-Foster-Dulles-Allee, die Ebertstraße und die Tiergartenstraße. Er ist mit 207 ha die größte Parkanlage Berlins. 1527 erstmals urkundlich erwähnt, erinnert der Name an die Nutzung als Wild- und Jagdgehege. Seit 1655 teilt sich der Tiergarten in den Vorderen und den Hinteren Tiergarten, später in den Großen und Kleinen Tiergarten. 1742 wandelte Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff mit Justus Sello den Tiergarten zu einem öffentlichen Park um. 1792 folgten Umgestaltungen durch Justus Ehrenreich Sello in einen Landschaftspark (u. a. Anlage der Rousseau-Insel) und von 1833 bis 1840 durch Peter Joseph Lenné in einen englischen Park mit Lichtungen, Rasenflächen und Wasserläufen. 1840 begann Lenné mit der Gestaltung des Rosengartens. Seit der Reichsgründung befanden sich eine Vielzahl von patriotischen Denkmälern im Tiergarten, die größtenteils nach dem II. Weltkrieg entfernt wurden. 1938/39 gestaltete Albert Speer den Großen Stern um. Seitdem stehen hier die Siegessäule, das Bismarckdenkmal, das Moltkedenkmal und das Roondenkmal. Im II. Weltkrieg und in den beiden Nachkriegswintern verlor der Park seinen Baumbestand fast völlig. Seit 1945 befindet sich im nordöstlichen Teil das Sowjetische Ehrenmal. Die Aufforstung des Tiergarten begann 1949. Ab 1950 wurden unter Leitung von Wilhelm Alverdes Wiesenflächen vergrößert und das Wegenetz umgestaltet. Im Nordwesten legte man 1951/52 mit Unterstützung der britischen Regierung den Englischen Garten an. An die umfangreichen Baumspenden, denen der Tiergarten sein heutiges Aussehen verdankt, erinnert der Gedenkstein für die Baumspenden westdeutscher Städte. 1978 eröffnete im südwestlichen Teil des Parks ein Freilichtmuseum mit 80 Gaslaternen aus namhaften Eisengießereien. 1984 bis 1990 rekonstruierte man den Tiergarten gartendenkmalpflegerisch und griff dabei auf künstlerische Elemente des 18. und 19. Jahrhunderts zurück. Im Tiergarten befinden sich mehr als 70 bildhauerische Werke, wovon ca. 40 vor 1945 entstanden. Dazu gehören u. a. das Friedrich-Wilhelm-III.-Denkmal, das Luisendenkmal, das Haydn-Mozart-Beethoven-Denkmal und das Fontanedenkmal. Durch die Bauarbeiten in Zusammenhang mit dem Regierungsumzug und durch den Bau des Tiergartentunnels ist die Parkanlage weiteren Veränderungen unterworfen. Der Tiergarten steht mit seinen Denkmälern, Brunnen, Skulpturen und Brücken unter Denkmalschutz.
Das Global-Stone-Projekt
Ende 1990 brach der Künstler Wolfgang Kraker von Schwarzenfeld in seinem Segelboot auf, um von jedem Kontinent einen Stein in den Tiergarten nach Berlin zu bringen. Auf allen Kontinenten hat er zwei durch Material, Form oder Herkunft besonders charakteristische Steine von ca. 30 Tonnen Gewicht gesucht und bearbeitet, um sie dann zu einem Gesamtprojekt zu verbinden. Der zweite Stein ging auf die Reise nach Deutschland.
Alle Steine wurden geformt, poliert und beschriftet. Die Steine in den fünf Kontinenten liegen mit ihrer Spiegelfläche in einem Winkel zur Sonne, so dass sie am längsten Tag des Jahres, der Sommersonnenwende am 21. Juni das Licht zurück zur Sonne reflektieren und es in einer Frequenz von 16 Minuten um die Erde zu ihren Schwestersteinen nach Berlin senden. Dort liegen die Steine aus den fünf Kontinenten im Kreis. Ihre spiegelnden Flächen zueinander sind so ausgerichtet, dass zwischen den Steinen fünf unsichtbare Linien aus Licht entstehen, so soll die Verbundenheit der Völker symbolisiert werden.
Die Namen der fünf Steinpaare symbolisieren die fünf Schritte zum Frieden: Europa - Erwachen; Afrika - Hoffnung; Asien - Vergebung; Amerika - Liebe; Australien – Frieden.
Allerdings gibt es Probleme mit den Steinen, besonders mit dem Stein aus Venezuela. Der Sandstein soll ein wertvoller Jaspis sein, obwohl der Künstler alle zur Ausfuhr nötigen Papiere in der Tasche hatte. Eine venezolanische TV-Dokumentation aus dem Jahr 2009 behauptete, der Brocken heiße in Wahrheit „Kueka“, beherberge ein versteinertes Liebespaar, und sei für die Mythologie der Pemón, die Ureinwohner, die im ursprünglichen Gebiet des Steins leben, unverzichtbar. Die Pemón marschierten vor die deutsche Botschaft in Caracas und forderten Kueka zurück. Im Frühjahr 2012, als der öffentliche Druck seinen Höhepunkt erreichte, erklärte das venezolanische Parlament den Stein zum nationalen Kulturerbe. Der Schwesterstein in Caracas ist inzwischen von seinem Platz entfernt wurden.
Die Steine liegen auf einer großen Wiese am Ahornsteig im Tiergarten.
Erlebnis wurde am 18.03.14 um 18:46 Uhr bearbeitet.